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Star Wars Serien bekommen Zuwachs mit “The Acolyte” - ist das was Gutes?

Star Wars Serien bekommen Zuwachs mit “The Acolyte” - ist das was Gutes?

Seit Juli diesen Jahres ist eine weitere Star Wars Serie ins Portfolio der Disney+ Original Live Action-Serien zumindest in einer kompletten ersten Staffel aufgenommen worden: The Acolyte. Und damit die vermutlich kontroverseste Serie in der Geschichte von ganz Star Wars bislang, so scheint es jedenfalls, wenn man Social Media durchscrolled.

Allerdings ist es leider schon so weit, dass man bei fast allen aktuellen Star Wars Projekten derzeit das Gefühl hat, dass das Fandom in mehrere Lager gespalten wird: Die einen, die es lieben, die, die es hassen und dann noch die, die irgendwie dazwischen liegen. Einigkeit unter Star Wars Fans gibt es irgendwie nicht mehr. Das Schlimmste hierbei ist aber, dass die verschiedenen Fan-Lager sich gegenseitig spinnefeind zu sein scheinen. Ich habe schon von Fans gehört bzw. gelesen, die sich nicht mehr trauen, ihre wahren (objektiven und konstruktiven!) Meinungen zu einem Star Wars Werk öffentlich zu äußern, weil sie befürchten müssen, dafür extrem angefeindet zu werden - auch “professionelle” Kritiker klagen darüber. Es wirkt inzwischen wie ein Pulverfass: Meinungen anderer werden nicht mehr akzeptiert, eine gesunde Diskussionskultur wird nicht mehr gepflegt. Entweder man ist einer Meinung, oder man ist der Feind, der aufs schärfste “bekämpft” werden muss, indem er beleidigt und diffamiert wird. Zwischen “normalem” Fan-Dasein und krankhaftem Fanatismus scheint aktuell die Grenze sehr fließend zu sein. Der Verlust des Realitätsbezugs ist dabei das eine, das andere ist der Mangel an Anstand, Moral und Ethik.

Da Objektivität Mangelware zu sein scheint, will ich genau dort ein Gegengewicht bilden und zeigen, dass es auch anders geht. Zeit mal das Franchise genauer unter die Lupe zu nehmen in Bezug auf Daten und Fakten: Also so objektiv wie nur irgend möglich!

Wie performen eigentlich die aktuell erhältlichen/streambaren Star Wars Werke? Wie kommen/kamen sie bei den Fans an? Wie erfolgreich sind sie auf dem Papier? Lasst uns einen nerdigen “deep dive” wagen…

Bewertungen der Zuschauer*innen: Was sagen die Tomaten über Star Wars?

Nur bei wenigen Projekten (5 von 19) schafft es das Franchise, weite Teile der Fangemeinde zu begeistern (also Bewertungen über 90% zu erhalten). Wenn man auf Rotten Tomatoes mal die aktuellen Scores aller Star Wars Projekte anschaut, ergeben sich folgende Rankings nach Medienart sortiert.

Hinweis: Um das “Review-Bombing” ein wenig abzufedern, habe ich einen Gesamt-Mitttelwert aus Tomatometer und Audience-Score gebildet. Außerdem wurden sowohl bei Serien wie bei Filmtrilogien die dazugehörigen Staffeln/Filme zusammengeführt und als Gesamt-Score für das jeweilige Werk ausgewiesen. Dennoch stammen die Scores von https://www.rottentomatoes.com/ - Stand 21.07.2024.

Star Wars Live-Action Serien (1-6):

Star Wars Live-Action-Serien: Nerderlei-Ranking nach User-Wertungen der Plattform Rotten Tomatoes

Nicht weiter verwunderlich, dass bei den Live-Action-Serien das Ausnahme-Werk “Andor” unangefochten auf Platz 1 steht. Dass der Fanliebling “The Mandalorian” (Mando) einen deutlichen Abstand zum Erstplatzierten einnimmt, liegt an der schlecht bewerteten 3. Staffel mit insgesamt gerade mal 68% - ansonsten hätte die Serie gleichgezogen. Man muss hier auch dazu sagen, dass Mando die bislang einzige Live-Action-Serie mit mehr als einer Staffel ist - vielleicht sogar eine 4. Staffel erhalten wird, aber ganz sicher einen Kinofilm. Andor und Ahsoka erhalten vermutlich erst 2025 oder gar 2026 jeweils eine zweite Staffel. Bei Andor ist die 2. Staffel bereits abgedreht und befindet sich in der Postproduktion, sie wird das geplante Finale der Serie bilden. Bei Ahsoka wurde lediglich im Januar 2024 bestätigt, dass es eine 2. Staffel geben wird, mehr ist hier noch nicht bekannt.

Die neueste Serie “The Acolyte” bildet das deutliche Schlusslicht, was die Bewertung der Zuschauer*innen betrifft - und würde man nur den Audience-Score berücksichtigen, wäre es noch deutlicher, denn dieser ist gerade mal bei 17% (mit 25.000+ Stimmen - die meisten anderen Star Wars Serien werden zwischen 250 und 1.000 mal bewertet, man kann hier also von einem sog. “Review-Bombing” ausgehen).

Star Wars Animations-Serien (1-7):

Star Wars Animations-Serien: Nerderlei-Ranking nach User-Wertungen der Plattform Rotten Tomatoes

Dass hier “Tales of the Jedi” noch vor “The Clone Wars” auf Platz 1 steht, hat zumindest mich zunächst verwundert. Aber vermutlich kann die Serie als Teil von Clone Wars gesehen werden, weil die Jedi, die man aus Clone Wars kennt, näher beleuchtet werden - u.a. Ahsoka. Dass die Serie “Resistance” so schlecht ankommt, könnte an der allgemeinen Stimmung in Bezug auf die Sequel-Trilogie liegen, denn sie spielt kurz vor Episode 7 und Poe Dameron (inkl. BB-8) ist damit Teil des Serien-Assembles. Es könnte aber auch am etwas “kindlicheren” Ton liegen, den die Serie im Vergleich zu anderen Serien anschlägt, wobei “The Bad Batch” dies ebenfalls tut, aber dennoch durchweg solide bewertet wird über alle 3 Staffeln hinweg. Die erst kürzlich zum diesjährigen Star Wars Tag überraschend veröffentlichte Serie “Tales of the Empire”, konnte offenbar auch nicht für Begeisterungsstürme sorgen, was in mehrerlei Hinsicht verwunderlich ist: Einerseits soll eine Figur, die erst in “The Mandalorian” und später in “Ahsoka” als Live-Action Rolle eingeführt wurde, näher beleuchtet werden - die Nachtschwester Morgan Elsbeth. Andererseits will die Serie eine Frage beantworten, die sich vermutlich viele Fans der Serie “The Clone Wars” seit Jahren gestellt haben: Was wurde aus der ehemaligen Padawan Barriss Offee? Offenbar wurden beide Themen nicht ausreichend gut umgesetzt.

Star Wars Kino-Filme (1-6):

Star Wars Kino-Filme: Nerderlei-Ranking nach User-Wertungen der Plattform Rotten Tomatoes

Hier dürfte es den ein oder anderen Sequel-Hater wundern, dass die Sequel-Trilogie trotz allem noch auf Platz 3 steht - während die Prequel-Trilogie auf dem vorletzten Platz rangiert - nach (!) “Solo: A Star Wars Story”. Das Schlusslicht der Kinofilme bildet der Animationsfilm “Clone Wars”, der als eine Art ausgedehnte Pilotfolge zur Animationsserie angesehen werden kann. Der Film kam offenkundig überhaupt nicht gut an, dass dann die Serie so ein Erfolg wurde, ist beachtlich.

Übrigens: Falls jemand anfängt mit der Mär “sEiT DiSnEy DaS fRaNcHiSe GeKaUfT hAt…” Bis zu dem Kauf in 2012 wurden gerade mal 2 Film-Trilogien, der Clone Wars Film und die ersten 4 Staffeln der Clone Wars Serie veröffentlicht. Selbst wenn man alle Filme und Serienstaffeln einzeln rechnet, betrifft das also nur 11 von 40 Werken. Das bedeutet ¾ der Werke, also 75%, entstanden erst nach dem Kauf durch Disney - darunter ALLE Live-Action Serien, falls das vergessen wurde.

Einschaltquoten: Was wissen wir über die Viewzahlen der Star Wars Serien?

Kurz gesagt: Nicht sehr viel, weil das vermutlich auch nicht so einfach zu erheben ist, besonders wenn man den weltweiten Markt betrachtet. Disney wird die Zahlen logischerweise haben, aber außer den Investoren und Sponsoren, wird das niemandem von Außen kommuniziert, was zwar auch wieder verständlich ist, aber für Intransparenz sorgt. Marktforschungsunternehmen wie u.a. Nielsen (weltweit) oder Samba TV (USA) versuchen aber dennoch, irgendwie Licht ins Dunkel der Streaming-Einschaltquoten zu bringen.

Laut einem aktuellen Artikel von “Winter is coming” vom 15.07.2024 soll noch immer die Serie “The Mandalorian” (Mando) der Platzhirsch unter den gestreamten Star Wars Live-Action Serien sein, auch wenn es einen deutlichen Einbruch bei Staffel 3 gegeben haben soll. “Mando Staffel 3” wurde aber dennoch in den ersten 12 Wochen insgesamt 6,5 Milliarden Minuten weltweit gestreamt, dicht gefolgt von der Spin-Off Serie “The Book of Boba Fett” mit 6 Milliarden Minuten, die ja im Grunde eher eine weitere Mandalorian Staffel darstellte. Die sehr kontrovers aufgenommene Serie “Obi Wan Kenobi” wurde trotz aller Kritik, Hass und Hetze, die durch Social Media fluteten, in den ersten 12 Wochen 5 Milliarden Minuten gestreamt. “Andor” und “Ahsoka” sollen in den Streaming-Minuten gleich auf sein und gemeinsam das bisherige “Schlusslicht” bilden, mit jeweils ca. 4,5 Milliarden Minuten.

Aber wie performt im Vergleich zu den bisherigen Serien die gerade erst vollständig veröffentlichte Star Wars Serie “The Acolyte”, die in der Fangemeinde für viel Gesprächsstoff sorgt und das Fandom spaltet? Da logischerweise ein Vergleich mit den bisherigen Serien, die schon länger veröffentlicht sind und gestreamt werden konnten, nicht 1:1 möglich ist, muss ein anderer Vergleich herangezogen werden: Das Streaming in den ersten 5 Tagen - also die ersten beiden verfügbaren Folgen! Laut einem Artikel von deadline vom 10.06.2024 konnte demnach die Serie “The Acolyte” weltweit ca. 11,1 Millionen Zuschauer*innen in den ersten 5 Tagen begeistern, während die zuvor ausgestrahlte Live-Action-Serie “Ahsoka” in der gleichen Zeitspanne ca. 14 Millionen Menschen weltweit begeistern konnte.

Demnach hat “The Acolyte” bisher noch etwas unterperformt. Wie viele Views und Streaming-Minuten es letztlich im Vergleich gibt, wird sich aber in den kommenden Wochen erst noch zeigen müssen. Die Serie ist trotz allem der beste Serienstart in diesem Jahr auf der Disney+ Plattform - am ersten Tag alleine wurden 4,8 Millionen Fans erreicht, wie deadline berichtet.

Boxoffice bzw. Einspielergebnisse an den Kinokassen: Wie erfolgreich sind die Star Wars Filme?

Auf der Website “The Movie Database” gibt es zu allen Filmen sowohl Informationen über das Budget sowie das jeweilige Einspielergebnis. Um aber den tatsächlichen Gewinn zu ermitteln und herauszufinden, ob ein Film auf dem Papier erfolgreich ist - rein auf die Zahlen bezogen - sagt man, dass vom Einspielergebnis ca. das Doppelte des Budgets abgezogen werden muss, weil man davon ausgeht dass der Filmverleih bzw. die Kinos etwa so viel berechnet. Dann müssen noch die Marketingkosten einbezogen werden. Hier schätzt man etwa die Hälfte des Budgets. Am Ende besagt die Faustregel, dass ein Film erst dann als profitabel gelten kann, wenn er mehr als das 2,5fache seines Produktionsbudget an den Kinokassen eingespielt hat. Das der Einfachheit halber sehr grob heruntergebrochen. Natürlich sind das nur Schätzwerte, viele Kostenfaktoren können gar nicht berücksichtigt werden: z.B. Nachdrehs, Drehverzögerungen, Merchandising. Außerdem gibt es Unterschiede je nach Markt (Europa, USA, China, Japan etc.) und Inflationsraten sind auch nur schwer einzurechnen. Also, der gezeigte Wert kann immer nur als eine Art Richtwert gesehen werden - es ist faktisch nur eine Schätzung der vermuteten Kosten.

Eine gute Erklärung samt möglicher Formel, wie man den Faktor je nach Markt errechnen könnte, findet ihr hier, wenn euch das interessieren sollte:

Reddit des Users SirFireHydrant"

Ich habe einfach nur mit der “2,5 Faustregel” gerechnet: Also das Budget x 2,5 und das vom Einspielergebnis (Boxoffice) abgezogen. Was dann noch übrig bleibt, kann als Profit/Gewinn vermutet werden. Auf diese Zahl nehme ich in der Grafik jeweils Bezug.

Star Wars Kino-Filme: Nerderlei-Ranking nach geschätztem Profit

Vermutlich wird es die meisten Hater ärgern, aber die Sequel-Trilogie (Episode 7 bis Episode 9) ist auf dem Papier - nur rein was die Gewinn-Summe anbelangt, also was nach Abzug des Budgets und übrigen Kosten (oben erklärter Faktor 2,5) vom Einspielergebnis übrig bleibt - die erfolgreichste Star Wars Trilogie bisher - mit ABSTAND! Das wird alleine schon dadurch erreicht, weil der erste Film dieser Trilogie (“Das Erwachen der Macht” bzw. “Episode 7”) alleine schon nach Abzug der vermuteten Kosten 1.456 Mio. $ Profit erwirtschaftet hatte. Also, dieser eine Film hat schon fast so viel Profit/Gewinn erwirtschaftet, wie die Prequel-Trilogie zusammengenommen! Hammer!

Der einzige wirkliche “Flop” nach Zahlen stellt der Film “Solo: A Star Wars Story” dar, und das aber auch recht deutlich mit einem Verlust von 232 Mio. Dollar. Und da ist das ganze Fiasko mit den Nachdrehs, Regisseurwechsel etc. gar nicht eingerechnet.

Fazit

Also, jetzt haben wir einen vollkommen objektiven Überblick über alle aktuell verfügbaren Star Wars Werke erhalten. Ihre Wertungen auf Rotten Tomatoes, ihre Einschaltquoten und Einspielergebnisse - also einen Überblick über Erfolg und Misserfolg dieser Werke.

Die Top Werke nach Nutzerwertungen wären demnach:

  • “Andor” als Live-Action-Serie
  • “Tales of the Jedi” als Animationsserie
  • die Original-Trilogie als Kino-Film-Trilogie zusammengenommen (innerhalb dieser Trilogie schneidet “Star Wars: The Empire Strikes Back” (Episodie 5) mit insgesamt 96% am besten ab unter allen Star Wars Filmen)

Die Top Werke nach finanziellen Erfolg gewertet wären demnach:

  • Die Serie “The Mandalorian”, die immer noch viele Fans zum Einschalten bewegen kann - die 3. Staffel wurde in den ersten 12 Wochen immerhin noch 6,5 Milliarden Minuten gestreamt.
  • Die Sequel-Trilogie und davon besonders der erste Teil der Trilogie (Das Erwachen der Macht - Episode 7). Die Sequel-Trilogie erzielte einen geschätzten Profit von ca. 2.738 Mio. Dollar - alleine der erste Teil dieser Trilogie 1.456 Mio. Dollar.

Jetzt, da die Fakten klar sind und ein objektiver Überblick über alle Star Wars Werke geschaffen wurde, möchte ich euch noch meine ehrliche, konstruktive Meinung zur neuen Serie “The Acolyte” geben.

Meine SPOILERFREIE Meinung zur kompletten ersten Staffel von “Star Wars: The Acolyte”

Als die Serie angekündigt wurde, klang das wirklich extrem gut. Ich mag kontroverse Geschichten, in denen mal die Sicht oder Perspektive getauscht wird - in der man mal die Position des vermeintlichen Gegenspielers einnimmt, um dessen Motivation besser verstehen und nachvollziehen zu können. Sowas bietet immer sehr viel Potential und Möglichkeiten. The Acolyte wurde uns angekündigt als genau so ein Projekt.

Die Star Wars Serie “The Acolyte” spielt in der Endzeit der Hohen Republik (ca. 100 Jahre vor Episode 1) - eine Epoche, die noch nie in Serien-/Filmform gezeigt wurde, zu der es aber einige Bücher und Comics gibt und in manchen Videospielen wurde die Epoche ebenfalls schon mal thematisiert (z.B. in “Star Wars Jedi: Survivors”). Schon weil es eine komplett neue Epoche ist, macht es das Setting so interessant: Zeitlich weit genug entfernt zu bisher bekannten Epochen, so dass neue Charaktere eingeführt werden müssen, und dennoch nah genug dran, dass die Welt einem nicht völlig fremd vorkommen muss. In diesem Setting soll uns ein “Mörder-Mystery-Thriller” geboten werden, denn in einer Zeit, in der die Jedi den Höhepunkt ihrer Macht erreicht haben und alle Sith vernichtet wurden, werden plötzlich Jedi ermordet. Ein Jedi Meister und einige Padawane müssen nicht nur herausfinden, wer der Mörder ist, sondern sich dunklen Mächten stellen, während sie alles, was sie zu Wissen glauben in Frage stellen müssen.

Soweit so interessant.

Die erste Folge startet mit folgender schriftlicher Einführung: “Hundert Jahre vor dem Aufstieg des Imperiums herrscht eine Zeit des Friedens. Der Orden der Jedi und die Galaktische Republik gedeihen seit Jahrhunderten ohne Krieg. Doch in den dunklen Ecken der Galaxis lernen einige wenige im Geheimen die Macht zu nutzen. Eine von ihnen, eine einsame Attentäterin, riskiert jedoch entdeckt zu werden, um Rache zu üben..”

Schon in den ersten paar Sekunden der Folge ploppen bei mir zich Fragezeichen über dem Kopf auf: Ich denke, es ist alles Friede-Freude-Eierkuchen - wieso dann Rache? Für was Rache? Oh wie fies, kein Krieg mehr. Das zahl ich euch heim: Ich nehm RACHE?! Aber ok. Vermutlich wird das noch erklärt. Also weiter mit der Folge.

Die Eröffnungsszene der ersten Folge führt jetzt direkt die Jedi-mordende Schurkin ein, die in einer Taverne die Jedimeisterin Indara (gespielt von Carrie-Ann Moss, die vielen vermutlich besser bekannt sein dürfte als Trinity aus der Filmreihe “The Matrix”) stellt und “wortgewandt” und “authentisch” zum Kampf auffordert. Ich schreibe den Dialog zur Demonstration 1:1 mit - wie ein Drama-Stück.

Dialog-Ausschnitt: The Acolyte Folge 1

Attentäterin: “Meisterin Indara!”

Indara: “Ja, mein Kind?”

Attentäterin: “Wir haben eine Rechnung zu begleichen. Greift mich an, mit all eurer Kraft!”

*allgemeines Gelächter ertönt in der Taverne*

Indara: “Dein Mut ehrt dich junge Kriegerin, doch ich habe keinen Disput mit dir”

Attentäterin: “GREIFT mich AN! Jedi!”

Indara: “Jedi greifen niemanden an, der keine Waffe trägt”

Attentäterin: “Doch! Das tut ihr!”

*Kneipenschlägerei beginnt*
*Attentäterin und Jedimeisterin kämpfen - Attentäterin nutzt offensichtlich die Macht dabei*

Indara: “Wer hat dich das gelehrt?”

*Attentäterin stiehlt sich aus dem Kampf, wechselt die Positionen und geht eine Ebene höher in der Taverne. Indara folgt ihr und kontaktiert jemanden über Funk*

Indara: “Ich habe eine nicht identifizierte Machtnutzerin”

*Tavernenbesucher flüchten*
*Erneuter Zweikampf zwischen Attentäterin und Indara entbrennt. Indara lüftet dabei den Schleier über dem Gesicht der Attentäterin und enthüllt somit, wer sie ist*

Indara: “Du. Was tust du hier?”

Attentäterin: “Ich werde euch töten!”

*Erneuter Zweikampf zwischen Attentäterin und Indara entbrennt. Indara zieht erstmals ihr Lichtschwert und schreitet damit langsam in Verteidigungsstellung auf die Attentäterin zu.*

Indara: “Diesem Pfad willst du nicht folgen! Das ist ein Kampf, den du nicht gewinnen wirst.”

Attentäterin: “Eine Jedi zieht nur ihre Waffe, wenn sie bereit ist zu TÖTEN!”

Um Spoiler zu vermeiden, breche ich hier ab. 

Ich denke, dieser Dialogausschnitt reicht aber schon aus, um zu verdeutlichen, worauf ich hinaus möchte. Die Einführung in die Geschichte finde ich sehr suboptimal umgesetzt. Der Einführungstext ergibt keinen Sinn und hilft somit überhaupt nicht, irgendetwas besser einordnen zu können. Ob der Text vorher nun eingeblendet wurde oder nicht, würde nichts ändern, nichts klarer werden lassen. 

Die Dialoge sind leider meiner Meinung nach sehr schlecht geschrieben, was sich leider durch die gesamte Serie zieht. Charaktere entwickeln sich nicht, stattdessen ändern sie pausenlos ihre Meinung, Motivation, Ziele - alles. Warum sie das tun, wie sie zu der Änderung gelangt sind, wird nicht erklärt, sie tun es einfach. Konflikte entstehen auf ähnliche Weise - einfach so, bäm und sie sind “da”. 

Star Wars: The Acolyte - Promomaterial

Was die Serie wirklich gut macht: Sie sieht streckenweise wirklich richtig gut aus. Die Kostüme, das Set-Design, Ausstattung, Umgebung im Allgemeinen (es wird sogar ab und zu “On-Location” gedreht) - alles wirklich optisch gut umgesetzt! Die Kampfchoreographien, gerade bei den Lichtschwertkämpfen, haben teilweise beeindruckende Schauwerte. Generell finde ich die Kampfchoreographie hier sehr gelungen, weil es viele Martial Arts Aspekte reinbringt und so eine gewisse Eleganz widerspiegelt. Das gefiel mir wirklich sehr gut. 

Die Serie bringt auch einige sehr interessante, neue Aspekte in das Star Wars Universum, die zumindest bisher noch nicht Kanon waren, und/oder so noch nie in Serien-/Filmform gezeigt wurden oder einfach komplett was neues darstellen. Sehr cool!

Aber gerade das schmerzt mich am meisten: Auf dem Papier klingt das alles wirklich verdammt gut. Das Setting, auch die Grundgedanken hinter der Geschichte, selbst die Charaktere. Die Serie schafft es aber nicht, diesem ambitionierten Projekt gerecht zu werden - die Umsetzung ist leider mehr als unterdurchschnittlich. Woran es tatsächlich liegt, ist schwer zu sagen. 

Star Wars: The Acolyte - Jecki Lon - gespielt von Dafne Keen

Die Serie hatte ein beachtliches Budget von 180 Mio. Dollar - für 8 Folgen mit jeweils ca. 30-40 Minuten Lauflänge. Zum Vergleich: Die erste Staffel “The Mandalorian” und die erste Staffel “Ahsoka” sollen jeweils ein Budget von insgesamt 100 Mio. Dollar für die komplette Staffel erhalten haben. Die bislang durchweg am besten umgesetzte Star Wars Serie “Andor” hat für die 12 Folgen von jeweils zwischen 38 bis 57 Minuten Lauflänge, ein Budget von 240 Mio. Dollar erhalten. Andor spielt aber in einer komplett eigenen Liga, in der bisher kein anderes Star Wars Werk mithalten kann, ganz besonders nicht “The Acolyte”, leider. 

Also am Geld konnte es nicht liegen, davon hätte genug da sein müssen - optisch gibt es ja auch kaum etwas zu meckern. Inhaltlich, besonders eben das Writing - Handlung, Charakterentwicklung, Dialoge, Worldbuilding - hier sehe ich den größten Schwachpunkt, gefolgt von schlechtem/mangelhaftem Schauspiel, was aber möglicherweise mehr an der Regiearbeit liegt. Ein Indiz dafür gibt uns ein Charakter, der in 2 Altersstufen gezeigt und somit von 2 verschiedenen Schauspielerinnen verkörpert wird. In jeder Altersstufe wird der Charakter gleich-schlecht geschauspielert - sehr hölzern, Dialogzeilen wirken wie abgelesen, Emotionen kommen manchmal nicht wirklich rüber, Gedankengänge werden nicht durch Schauspiel irgendwie transportiert/veranschaulicht. 

Weil beide Schauspielerinnen das so umsetzen, denke ich, dass es eher an einer suboptimalen Regieanweisung liegen muss. Andererseits kriegen andere Schauspieler*innen es sehr viel authentischer hin, ihre jeweiligen Rollen zu verkörpern. Also es ist alles irgendwie möglich, Fakt ist jedoch: Die Umsetzung bleibt mehr als unterdurchschnittlich. Die Ideen sind wirklich toll, das was man sich bei einigen Handlungssträngen dachte, war wirklich cool und vielversprechend, nur schaffte es die Serie nicht, das Potential auch zu nutzen.

Star Wars: The Acolyte - Promomaterial

Kurz gesagt: Man hätte diese wirklich tollen Ideen nehmen und einem besseren Drehbuchautoren geben sollen. Einem Drehbuchautoren, der es nicht nur versteht, einen Spannungsbogen aufzubauen, sondern Charakteren Raum und Möglichkeiten gibt sich zu entwickeln, zu wachsen, Motivationen zu formen, Entscheidungen zu fällen, sie zu hinterfragen, sie neu zu bewerten und sich bewusst und nachvollziehbar umzuentscheiden. Ein Drehbuchautor, der Zuschauer*innen mitnimmt, führt, der einen roten Faden spinnt und diesem Faden konsequent folgt. Außerdem hätte die Länge der jeweiligen Episode auch genug Zeit liefern müssen, um die Handlung, die Geschichte sich entfalten lassen zu können - also eine Episode müsste dann mindestens 50 Minuten Länge einnehmen, anstelle von bisher nur ca. 30 Min. Länge. Eventuell müssten es auch mehr als nur 8 Folgen sein - vielleicht eher 12. Aber dann hätte es eine fantastische Serie sein können, da bin ich sicher.

Vielleicht erhalten wir ja die Chance, die Serie in einer 2. Staffel und somit einer 2. Chance neu zu erleben - vielleicht wurde aus den Fehlern der ersten Staffel gelernt und die zweite wird dann sehr viel besser umgesetzt. Es bleibt zu hoffen. Und wo, wenn nicht bei Star Wars, ist Hoffnung nicht nur eine Option, sie ist der Pfad, der uns zur hellen Seite der Macht führt.

In diesem Sinne: Möge die Hoffnung und die Macht mit uns sein!

Star Wars Animated-GIF: Leia Organa

Bildrechte: Alle hier verwendeten Bilder stammen von der Plattform "The Movie Database", bis auf das Leia-Animated-GIF, das stammt von einer Fandom-Seite. Generell gilt aber auch immer: "Star Wars: The Acolyte" ist eine eingetragene Marke - TM & © Lucasfilm Ltd. All Rights Reserved.

DANKSAGUNG

Ein besonderer Dank geht an meine Freundin (auf Twitter bekannt als @Nastja_the_Mox), die mit mir zusammen die ersten beiden Folgen der neuen Star Wars Serie "The Acolyte" geschaut hat. Vielen Dank, dass sie das überhaupt durchgehalten hat! Außerdem auch ein Dankeschön, weil sie diesen extrem langen Artikel korrekturgelesen und mir beim Feinschliff hier und da geholfen hat. 

Wer ist Nastja?

Findet es heraus und besucht sie auf ihrem Blog, auf dem Sie u.a. Literaturrezensionen und verdammt gut geschriebene Kurzgeschichten (Fanfiction) im Cyberpunk 2077 Universum veröffentlicht. Auch immer zu empfehlen: Folgt ihr unbedingt auf Twitter! Ihr Kanal strotzt vor Originalität und Kreativität und wird euch sicher bestens unterhalten können. Schaut bei ihr vorbei.